In Weißensee gibt es etliche Gedenktafeln, Stelen oder „Stolpersteine“. Die meisten erinnern an die Opfer der Nazidiktatur, andere an Wissenschaftler:innen oder Künstler:innen. Am Haus Nr. 11 in der Gürtelstraße ist eine solche Tafel zum Gedenken an Anna Ebermann angebracht, die am 17. März 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) hatte – wie auch in den vergangenen Jahren – am 17. März zu einer kurzen Gedenkfeier und Würdigung der tapferen Frau vor dem Haus Gürtelstraße eingeladen. Hier hatte Anna Ebermann bis zu ihrer Ermordung gewohnt.
Zwei Frauen der VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) berichteten vom Leben Anna Ebermanns, die 1891 in Würzburg-Rottenbauer geboren wurde. Die Arbeiterin heiratete den Bäcker Karl Ebermann und zog mit ihm nach Berlin Weißensee. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands nahm sie aktiv am Widerstand gegen den Naziterror teil. Ihre Wohnung war nicht nur ein wichtiger Treffpunkt für illegal in Berlin lebende Regimegegnerinnen und -gegner. Sie versteckte hier auch verfolgte Jüdinnen und Juden. Ihre Töchter erzog Anna Ebermann ebenfalls im Geiste der Solidarität mit den Verfolgten und zum Kampf gegen die verhasste Diktatur. Beide Frauen bezahlten ihren Einsatz mit langen Haftstrafen in den Gefängnissen der Nationalsozialisten.
Verhaftung beim Besuch in Würzburg-Rottenbauer
Im April 1943 besuchte Anna Ebermann ihren Bruder in der alten Heimat Rottenbauer. Dort unterhielt sie sich in einer Gaststätte mit einer Bekannten und äußerte sich abfällig über den „Führer“ und dessen Politik. Sie bemerkte nicht, dass ein zwölfjähriges BDM-Mädchen sie belauschte und der Polizei meldete. Am 5. Mai 1943 wurde sie wegen Vergehens gegen das „Heimtückegesetz“ verhaftet und schließlich vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung und Hochverrats zum Tode verurteilt. Ein knappes Jahr später starb sie in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil.
Die „rote Zora“ fordert Solidarität mit heute verfolgten Frauen und Mädchen in aller Welt
Eine junge Feministin der Organisation „Rote Zora“ erinnerte an die oft unterschätzten Aufgaben, die die Frauen im Widerstand leisteten, da meistens Männer im Mittelpunkt und an vorderster Front standen, während die Frauen im Hintergrund konspirative Treffen organisierten oder Kurierdienste leisteten, von denen sie oft genug nicht zurückkehrten. Über das Gedenken hinaus forderte sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Feier, sich einzusetzen und Solidarität zu üben mit heute verfolgten, getöteten und gefolterten Frauen und Mädchen in aller Welt, wie zum Beispiel im Iran, Afghanistan oder Kurdistan.
„Anna-Ebermann-Straße“
1976 erhielt im Berliner Bezirk Lichtenberg eine Straße den Namen Anna Ebermanns. 2016 wurde vor dem Haus Lilienweg 6 in Würzburg-Rottenbauer – hier wurde Anna Ebermann verhaftet – ein Stolperstein für die Widerstandskämpferin verlegt. Seit 2018 gibt es auch in ihrem Geburtsort eine Anna-Ebermann-Straße.
Text: Annette Schorb