Interview mit Rekha Bhan
Die Kunsttherapeutin und Erziehungswissenschaftlerin Rekha Bhan ist seit April im Familienzentrum für den Kreativbereich zuständig. Eines ihrer Angebote ist der “Offene Familientreff mit Kunst”.
FAZ: Hallo Rekha. “Offener Familientreff mit Kunst”- Was ist das eigentlich?
Rekha Bhan: Der offene Familientreff mit Kunst ist ein entspannter und wertschätzender Ort, an dem sich Menschen, die sich als Familie fühlen, mit künstlerischen Mitteln kreativ entfalten können. Familienmitglieder können sich hier neu begegnen, neue Erfahrungen machen und Wege der Kommunikation ausprobieren – über Formen, Farben und Bilder. Ebenso können Familien sich hier kennenlernen, austauschen und vernetzen.
FAZ: Wieso eignen sich künstlerische Mittel so gut im sozial-therapeutischen Bereich?
Rekha Bhan: Kreative Medien können dort ansetzen, wo Sprache fehlt. Innere Bedürfnisse, Gefühle und auch Konflikte können zugänglich werden, unmittelbar ausgedrückt und reflektiert werden. Musik und Tanz können in ähnlicher Weise eingesetzt werden. In meinem Fall verwende ich Mittel aus der bildenden Kunst.
FAZ: Wie gehst du dabei vor?
Rekha Bhan: Mein Ansatz ist ressourcenorientiert. Ich nehme Menschen als lebendige Schätze wahr voller Potentiale und Fähigkeiten, die oft vergraben, nicht bewusst sind oder kaum gefördert wurden. Ich möchte einen Raum bieten, ohne Leistungsdruck und Bewertung, wodurch ein Zugang zu diesen Ressourcen möglich ist. Ich habe erlebt, dass Menschen häufig Angst haben zu malen, da sie denken, dass sie es nicht können. Das hängt auch mit dem staatlichen Schulsystem zusammen, in dem Kunst bzw. der kreative Ausdruck schon früh gemessen und bewertet wird. Das finde ich sehr schwierig, da Kreativität etwas Individuelles, Schöpferisches und Persönliches ist. Im „Offenen Familientreff mit Kunst“ arbeite ich je nach Situation auch modellhaft. Wenn Kinder und Bezugspersonen sich beispielsweise beim kreativen Prozess gegenseitig abwerten, versuche ich bewusst wertschätzend zu kommunizieren und andere Perspektiven und Umgangsmöglichkeiten zu vermitteln.
FAZ: Was bedeutet dir diese Arbeit?
Rekha Bhan: Mir liegt es am Herzen, Menschen dabei zu unterstützen, ihrem Wesenskern, ihren wirklichen Bedürfnissen und Sehnsüchten näher zu kommen, sich gesehen und angenommen zu fühlen, wie sie sind und sich dadurch mehr zeigen können. Ich habe in meiner Arbeit da sehr schöne und bewegende Erfahrungen machen dürfen.
FAZ: Wie können Menschen mitmachen?
Interview und Fotos: Isabel Härdtle
Das Angebot ist offen. Familien können einfach jeden Mittwoch, von 15-17 Uhr im Kreativraum des Familienzentrums vorbeikommen.