Silke: Hallo Kai, wir kennen uns schon eine Weile. Vor ca. 6 Jahren habe ich immer meine Tochter zu dir in den Tanzunterricht hier ins Stadtteilzentrum gebracht. Damals warst du aber schon eine Weile im Haus.
Kai: Deine Tochter war bei mir? Vor 6 Jahren? Das ist ja schon eine Ewigkeit her. Kinder wie die Zeit vergeht. 🙂
Silke: Seit wann bietest du Kindertanzkurse an?
Kai: Mit den Kindertanzkursen bin ich noch gar nicht so lange unterwegs. Aber das ist bei mir ein bisschen wie bei der Katz: viele, viele andere Leben und Umwege, bevor sie alt wird. Ich habe vor langen Jahren einige Zeit am Theater getanzt, danach in der Gastronomie und im Hotel gearbeitet, lebte in London einige Jahre und landete schließlich wieder in Berlin, wo ich in einem Bio-Supermarkt gesunde Sachen verkaufte. Irgendwann hatte ich aber genug vom richtigen Leben ohne Musik und wollte wieder zurück zum Tanz. Das war vor 12 Jahren. Ich holte alle nötigen pädagogischen Ausbildungen nach und begann mit meinen ersten Ballettstunden für Erwachsene. Von Anfang an stand für mich aber fest, dass mein Schwerpunkt im Unterricht für Kinder liegen wird.
Silke: Und seit wann im Stadtteilzentrum Weißensee? Wie bist du ins Stadtteilzentrum Weißensee gekommen?
Kai: Auf das STZ-Weißensee bin ich vor genau 10 Jahren aufmerksam geworden. Mein Mann und ich wohnen nicht weit im P’berg und radelten im Frühjahr 2012 durch die Stadtteile, um sie besser kennenzulernen. Auf unserer Tour kamen wir eben auch am STZ-Weißensee vorbei. Da ich damals noch am Anfang meiner Unterrichtstätigkeit stand und nicht viele Kurse hatte, fragte ich einfach an, ob Interesse an Kindertanzkursen bestünde. Und wie Du siehst, bin ich 10 Jahre später immer noch hier.
Silke: In welchem Alter sind die Kinder in deinen Kursen?
Kai: Heute tanzen Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen bei mir. Die Jüngsten sind gerade mal 3 Jahre alt, die Ältesten sind schon in der 2. Klasse. Einige von den Schulkindern tanzen bereits in der 2. Generation bei mir, weil ihre Geschwister auch schon bei mir ihre ersten Tanzschritte lernten. Ist das nicht großartig? Wenn es so die Runde macht, ist das immer die beste Werbung. Auch sehe ich es immer als Anerkennung, dass man ein bisschen was richtig macht, wenn Kinder so lange durchalten.
Silke: Was ist das Besondere an deiner Arbeit mit Kindern?
Kai: Ich komme zwar selbst vom klassischen Ballett, aber mein Unterricht zeichnet sich eher dadurch aus, dass ich den Kindern eine durch den Tanz erzählte Geschichte, Selbstbewusstsein und ein neues Gefühl für sich selbst mit auf dem Weg geben möchte. Hier versuche ich frei von gängigen Klischees oder Rollenbildern mithilfe der Musik die Kinder dazu zu bringen, durch den Tanz etwas auszudrücken.
Klar lasse ich spielerisch immer wieder einige Ballettübungen für die Haltung und Körperspannung mit einfließen, aber eine große Bedeutung in meinem Unterricht spielt auch die Entwicklung von Bewegungen. Das ist manchmal schon ein Stück Arbeit, bis die Kinder lernen, auf verschiedenen Musiken zu hören, sie richtig interpretieren können und die passenden Bewegungen dazu zu finden. Tanzen heißt ja nicht „Musik anstellen und los geht’s“. Tanzen heißt, die Musik zu fühlen und sie „sichtbar zu machen“. Dazu gibt es den Rhythmus und die Melodie. Wenn die Kinder das verstehen und umsetzen können und man sieht, wie sie darin aufgehen, ist das eine großartige Sache und ein sehr ergreifender Moment.
Silke: Was ist wichtig für dich?
Kai: Ein wertvoller Aspekt meiner Arbeit ist es, ständig auch von den Kindern zu lernen. Nur so kann ich mich in sie hineinversetzen und sie verstehen. Man kann nur mit wem arbeiten, den man auch versteht. Den Eltern sage ich immer: „Kinder sind wie Überraschungseier. Man weiß nie, was einen erwartet oder wie es drinnen ausschaut.“ Dafür müssen wir schon ein bisschen Mühe aufbringen.
Hierfür ist es immer wieder notwendig, dass die Eltern und vor allem die Kinder verstehen, im Alltag genügend Zeit und Raum zu schaffen. Tanz geht nicht so im „Vorbeigehen“. Gerade in diesen Zeiten, erachte ich aber „Geduld zu haben“ als ein sehr wertvolles Gut.
Und wir alle, sowohl ich als auch die Kinder, müssen aufgeschlossen und neugierig sein. Wir müssen uns im Unterricht ja ständig neuen Situationen stellen oder mit neuen Teilnehmern / Kindern zurechtkommen; da bedarf es schon, dass man vorbehaltlos auf andere zugehen kann und sie erstmal so nimmt, wie sie kommen. Dabei erlebt man oft sehr spannende Momente; man kann noch so lange Kinder unterrichten, sie schaffen es doch immer wieder einen zu überraschen. Eben wie das besagte „Ei“
Silke: Was können Eltern tun, deren Kinder gern tanzen wollen? Wie können sie dich erreichen?
Kai: Wenn Kinder also einen Tanzkurs besuchen möchten, sollte man sich schon ein bisschen Mühe geben, das Passende zu finden. Die Kurswelt ist so vielfältig, wie die Kinder selbst. Vielleicht aber auch mal eine Weile dranbleiben und durchhalten. Die Kinder müssen ja auch erstmal ankommen in der Gruppe oder in dem Kursgeschehen.
Auf jeden Fall wäre ein Stadtteilzentrum schon mal eine gute Anlaufstelle für den Start. Die Meisten haben ein sehr vielfältiges Angebot, gerade für Kinder. Auch sind die Kursgebühren in der Regel nicht so hoch, wie in ausgesprochenen Tanzstudios, da die STZ doch auch sehr eine integrative Anlaufstelle für Alle darstellen sollen.
Mein Angebot mit der ganzen Info zu den Kindertanzkursen findet man übrigens auf der Seite vom Stadtteilzentrum Weißensee in der Rubrik Familien/Kinder .
Silke: Danke für deine Zeit.
Interview und Foto: Silke Haack